Der Chef Leistungssport Elite Diving, Peter Gildemeister, gibt einen Einblick in die ersten Tage in Japan:
Ein World-Cup der ganz besonderen Art
Weltweit richten sich alle Augen auf dieses internationale Grossereignis in der japanische Hauptstadt Tokyo! Seit über einem Jahr treffen sich nun wieder die Top-Athleten im Wasserspringen aus der ganzen Welt, um die letzte Möglichkeit zu nutzen einen der begehrten Quotenplatz für die Olympischen Spiele Tokyo 2021 zu erhalten. Ein Wettkampf der besonderen Art aus vielerlei Hinsicht. Sportlich naheliegend gilt es, die Quotenplätze zu erspringen, um an den OS teilzunehmen. Des Weiteren finden diese Wettkämpfe unter äusserst strengen Auflagen der japanischen Regierung, der Präfektur Tokio, des Japanischen Schwimmverbandes sowie der FINA statt. Ein Sicherheitspaket, welches zum Schutz aller Teilnehmer, sowie zum Schutz der Japanischen Bevölkerung dient. Ein Schutzkonzept welches auf Hinblick der Olympischen Spiele ausgerichtet, angewendet und strikt durchgeführt wurde. Für alle Athleten*innen, Trainer*innen und Betreuerpersonal ist das ein gewöhnungsbedürftiges, personell sehr aufwendiges Regelwerk mit massiven Einschränkungen im Trainings-, Wettkampf- und persönlichen Bereich. Der Wettkampf ist in keiner Weise vergleichbar mit einem «normalen» Vorbereitungs- und Wettkampfablauf. Zu diesem ganzen Schutzkonzept, welches zur Eindämmung der COVID-19 Pandemie dient, kam ein zusätzlich verschärfter Lockdown der Präfektur Tokio bis 11.05.2021 hinzu.
Hier ein paar Beispiele:
Im Vorfeld war ein sehr, sehr hoher bürokratischer Aufwand zu bewältigen! Bis zum letzten Tag vor der Abreise erhielten wir neue Formulare über die Japanische Botschaft von, der Wettkampforganisation sowie der FINA. Ein grosses Dankeschön geht dabei an unsere Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle von Swiss Aquatics Diving, Lena Schneuwly. Mit ruhe und organisatorischen Geschick wurden alle Herausforderungen gemeistert. Alle Dokumente waren vorhanden, korrekt ausgefüllt, pünktlich in der Botschaft für die Visa und für die Einreise nach Japan.
Die Ankunft am Flughafen Tokio Narita war «gespenstig». Der sonst so lebhafte, wo tausende von Flugreisende täglich abgefertigt werden war menschenleer! Bis auf die mit Schutzmaske und Augenschutz verhüllten Personen welche die ankommenden Athleten und Trainer schnell zum nächsten Test führten.
Der Weg vom Hotel zum Pool und zurück muss im Bus und in den ausgewiesenen Gruppen gefahren werden. Die Fahrt Hotel <> Pool beträgt max 5min. Davon steht man ca. 2min an den Ampeln! Der Bus hält unmittelbar vor der Tür des Hotels oder dem Eingang zum Pool. Ein ausweichen um einmal «Luft zu holen um tief durchzuatmen» wurde sofort unterbunden
Im Hotel gibt es im Zimmer grosse Verglasungen welche nicht zum Öffnen vorgesehen sind, jedoch mit einer gut funktionierenden Klimaanlage. Alle wissen, wie das Klima in einer Schwimmhalle auf Dauer wirkt. Dieser hochmoderne Schwimmhallenkomplex hat keine Fenster und die grelle LED-Beleuchtung strahlte in ihrer ganzen Leistung. Kein Teilnehmer darf weder das Hotel noch das Bad verlassen oder andere Wege, Plätze benutzen als vorgesehen.
Das Essen wird über einen Catering-service einer Fluggesellschaft direkt auf die jeweilige Etage der Teams im Hotel gebracht. Wir kennen alle den Umfang und die Portionsgrösse der Economy-Class! Das Essen ist grundsätzlich gut, nur zu wenig für Leistungssportler auf diesem Niveau. Mehr gab es anfangs nicht. Dazu Wasser (1l) auf dem Zimmer und ggf. einen Apfel oder Banane. Durch massives Drängen aller Verbände wurde das Angebot stetig erweitert. Jedoch können nicht alle normalen Bedürfnisse der einzelnen Athleten*innen abgedeckt werden. z.B. Gluten freies Essen gibt es nur kalt und sehr wenig. Kohlenhydrate, Eiweiss, Proteine werden nach und nach bereitgestellt. Es gibt keine Möglichkeit für die Teilnehmer einen Supermarkt, Bäcker o. ähnliches aufzusuchen. Eine Pizza zu bestellen ist aussichtlos. Die Begründung ist immer die gleich: ...jeglichen Kontakt/Übertragung von innen nach aussen oder umgekehrt mit der «Aussenwelt» vermeiden.
Der strikte Trainings-, Bus-, -Zeitplan wird eingehalten und lässt keine zusätzlichen Trainings zu. Auf Grund der grossen Teilnehmerzahl wurden 5 Gruppen gebildet und über den Tag verteilt zu Trainings gefahren. Danach wieder direkt wieder zurück ins Hotel. Im Hotel selber darf der GYM-Raum nicht genutzt werden. Somit blieb das Zimmer oder der Gang um sich in den bis zu 5 Stunden Aufenthalt fit zu halten. Für alle eine Belastungsprobe! Das Training am Pool ist in den Gruppen ähnlich wie bei jedem Training bei solch einem Event. Jedoch mit 2x1 Stunde Wasserzeit für viele viel zu kurz um sich noch optimaler vorzubereiten.
Die Trainingsbedingungen an Land sind ebenfalls zeitlich begrenzt! Eine ½ Stunde in einer tollen Trocksprunganlage und eine ½ Stunde am Rand des Schwimmerbeckens auf den Fliesen. Auf Kommando wird gewechselt! Für alle ein Wettkampferlebnis welches nie vergessen wird,
eben ...
...ein World-Cup der ganz besonderen Art