„Diese Mannschaft hat sich internationalen Respekt erspielt.“
Interview mit U16-Nationaltrainer Benjamin Redder
Nach einer intensiven Woche bei der U16-Wasserball-Europameisterschaft in Ljubljana blickt Nationaltrainer Benjamin Redder im Interview auf ein starkes Turnier seiner Mannschaft zurück. Die Schweiz belegte am Ende den hervorragenden 5. Rang – eine Platzierung, die nicht nur sportlich überzeugt, sondern auch neue Massstäbe für den Schweizer Nachwuchswasserball setzen könnte.
Herr Redder, das Turnier ist nun vorbei – wie fällt Ihr Fazit zur Leistung der Mannschaft aus?
Die Mannschaft hat sich durch ihr Spiel internationalen Respekt erspielt. Das war eines unserer Hauptziele: mit erhobenem Haupt nach Hause zu gehen. Und das haben wir definitiv erreicht.
Gab es für Sie einen besonders starken Moment – sportlich oder menschlich?
Davon gab es tatsächlich viele. Besonders eindrücklich waren für mich aber die letzten beiden Viertel im letzten Spiel. Was die Jungs da im Wasser gezeigt haben, war pure Leidenschaft. Sie haben bis zur letzten Sekunde an den Sieg geglaubt – ganz gleich, wie der Spielstand war.
Spiegelt der 5. Platz die tatsächliche Teamleistung wider?
Ich denke ja. Die ersten sechs Teams lagen leistungsmässig sehr eng beieinander. Wir haben den Dritt- und Viertplatzierten der Gruppe A geschlagen und den Einzug ins Halbfinale nur knapp verpasst. Mit Rang 5 sind wir sehr zufrieden – ich bin mir nicht sicher, ob die Schweiz jemals ein besseres Resultat bei einer U16-EM erzielt hat.
Welches Spiel wird Ihnen persönlich in Erinnerung bleiben?
Natürlich war das verlorene Penaltyschiessen im Moment eine bittere Niederlage. Es hat etwas gedauert, bis wir Trainer das verdaut hatten und die Spieler wieder aufgebaut waren. Aber wahre Grösse hat das Team im Spiel gegen Slowenien gezeigt: Einem 1:5-Rückstand gegen das Heimteam so zu begegnen, das Spiel zu drehen und fast mit zwei Toren in Führung zu gehen – das hätte ich zu Beginn des Turniers nicht für möglich gehalten.
Wie hat sich das Team im Laufe des Turniers entwickelt – was hat Sie positiv überrascht?
Besonders in der Defensive haben sich die Jungs enorm gesteigert. Nicola im Tor war stark, und unsere bewegliche Zonendeckung nach Pressing war ausschlaggebend für die letzten beiden Siege. Beeindruckt hat mich aber vor allem der Teamgeist – es gab keine Schuldzuweisungen, sondern immer nur Motivation, gemeinsam besser zu werden.
SUI-BIH, U16 European Championships 2025, Division I, Ljubliana (Photo by Gorazd Kavcic/www.rezultat.si)
Wie wichtig war die Stimmung innerhalb der Mannschaft für den Turnierverlauf?
Sehr wichtig. Auch wenn die Jungs altersgemäss noch verspielt sind, waren sie disziplinierter als viele andere Teams – besonders im Hotelalltag. Die Vereinsgrenzen waren wie ausgelöscht, es herrschte gegenseitiges Vertrauen. Dieses Miteinander war in den entscheidenden Momenten ein echter Vorteil. Wir haben uns gegenseitig zu 100 % vertraut – Spieler und Trainer.
Welche taktischen oder spielerischen Fortschritte konnten Sie beobachten?
Im Offensiv- wie im Defensivverhalten konnten wir unsere taktischen Vorgaben zum Ende des Turniers deutlich konsequenter umsetzen. Anfangs gab es noch Unsicherheiten und kleine Abstimmungsfehler – aber das hat sich spürbar verbessert.
Was nehmen Sie und das Trainerteam für kommende Jahrgänge mit?
Dass eine exzellente physische Fitness absolut grundlegend ist. Ohne diese Basis lassen sich Taktik und Technik auf internationalem Niveau nicht dauerhaft umsetzen.
Wie geht es mit dieser Mannschaft weiter? Bleibt der Kern für die U18 erhalten?
Nach ein paar Tagen Pause – auch im Hinblick auf die U18-EM – werden wir im Verband die nächsten Schritte planen. Ich habe da einige Ideen. Und ich bin überzeugt: Diese Mannschaft hat es verdient, weiterhin gezielt gefördert zu werden.
Wenn Sie einen Wunsch für die Zukunft des Schweizer Nachwuchswasserballs frei hätten – wie würde er lauten?
Trainiert – und vor allem: Schwimmt mehr und intensiver! Die Jungs werden es euch irgendwann danken.
We come back stronger!
„Eine Emotion nach der anderen“
U16-Spieler im Rückblick auf die Europameisterschaft
Nach einer intensiven Woche bei der U16-Wasserball-Europameisterschaft in Ljubljana blicken die Spieler der Schweizer Nationalmannschaft zurück – auf ein Turnier, das nicht nur sportlich, sondern auch persönlich Spuren hinterlassen hat. In einem Gruppeninterview erzählen sie von Emotionen, Teamspirit, Herausforderungen und Zielen für die Zukunft.
Ein einzigartiges Erlebnis – mit Höhen, Tiefen und Wachstum
Für viele war es das erste grosse internationale Turnier. Luka Marenovic beschreibt es als „faszinierend und gleichzeitig sehr anstrengend“, und er nimmt mit: „Gewinnen ist wichtig – aber nur gemeinsam als Team.“
Auch Rafael Fontanella erinnert sich an starke Emotionen – besonders im letzten Spiel um Platz 5 gegen Slowenien: „Wir sind durch alle Gefühle gegangen – von Enttäuschung zu purer Freude. Das Spiel von einem 5:1 zu einem 9:8 zu drehen war unglaublich.“
Raphael Kubitschek war überrascht, „dass die Gegner auf unserem Schwimm- und Fitnessniveau waren.“ Er betont, wie sehr sich das Schweizer Spiel seit dem Turnier in Bečej verbessert habe.
Teamspirit, der zusammenschweisst
Ein zentrales Thema für alle: die Atmosphäre im Team.
Alexander Alleway sagt: „Es gab keine Grüppchenbildung, niemand wurde ausgeschlossen. Nach Siegen war die Stimmung top – und nach Niederlagen haben wir uns gegenseitig wieder aufgebaut.“
Gian Kluser ergänzt: „Schon zu Beginn hatten wir eine gute Verbindung, aber besonders in den letzten beiden Siegen gegen Zypern und Slowenien hat man gespürt, dass wir wirklich als Team zusammengewachsen sind.“
Für Jayden Brügger war auch der Alltag abseits des Beckens besonders: „Mein schönster Moment war einfach, mit der ganzen Mannschaft zusammen zu sein – wie eine grosse Familie.“
SUI-CZE, U16 European Championships 2025, Division I, Ljubliana (Photo by Gorazd Kavcic/www.rezultat.si)
Motivation, Druck und mentale Stärke
Wie fühlt es sich an, die Schweiz auf internationalem Parkett zu vertreten? Rohan Negro bringt es auf den Punkt: „Man spürt den Druck im Wasser – aber genau das macht ein Turnier wie dieses so besonders.“
Luka Krstic wurde durch die Teamleistung zusätzlich angespornt: „Nach diesem Turnier bin ich noch motivierter, mich für meinen Verein und die Nationalmannschaft einzusetzen.“
Auch im Spiel mussten schwierige Momente gemeistert werden. Nicola D’Etorre vertraute ganz auf sein Team: „Ich habe mir nie grosse Sorgen gemacht – wir haben schon oft Rückstände aufgeholt.“
Vorbereitung, Rituale und persönliche Entwicklung
Felix Flückiger setzte bei der mentalen Vorbereitung auf Konzentration: „Ich hatte keine besonderen Rituale – aber ich blieb ruhig und fokussiert.“
Ein gemeinsames Teamritual gab es dennoch: „Wir waren immer rund eine Stunde vor Spielbeginn im Wasser, um uns gut aufzuwärmen.“
Mikka Rutz zieht aus dem Turnier ein persönliches Fazit: „Ich habe gelernt, dass ich auf diesem Niveau mehr Selbstvertrauen brauche.“
Blick nach vorn – und ein Wort für die Zukunft
Die Ambitionen reichen über Ljubljana hinaus. Giorgio Ciani Romera sieht sich „in ein paar Jahren wieder im Nationalteam – und hoffentlich auch im NLA-Team von Horgen.“
Oscar Harrington hat auch schon einen Tipp für die nächste Generation: „Arbeite hart, um an solchen Turnieren teilnehmen zu dürfen. Und übernimm Verantwortung im Wasser.“
Für viele Spieler war das Turnier schlicht unvergesslich. Lars Rasmussen fasst es so zusammen:
„Wenn ich das Turnier mit einem Wort beschreiben müsste: unvergesslich. Oder in einem Satz: eine Emotion nach der anderen.“

