(L-R) Second placed Maxime GROUSSET of France, winner Noe PONTI of Switzerland and third placed Heiko GIGLER of Austria pose with their medals after the medal ceremony for the Men's 100m Individual Medley (IM) Final during the 23rd European Aquatics Short Course Swimming Championships in Lublin, Poland, Thursday, Dec. 4, 2025. (Photo by Patrick B. Kraemer / MAGICPBK)
Nach der gestrigen Titelverteidigung über 50 Meter Schmetterling stand Noè Ponti heute Morgen über die doppelte Distanz im Einsatz. Für seinen Vorlauf wählte er ein dosiertes Renntempo. Aufgrund der vielen Renneinsätze versucht der 23-jährige Tessiner bestmöglich mit seinen Energiereserven zu haushalten, um für die grossen Rennen in Topform zu sein. Trotz dem zurückhaltenden Tempo zog er mit seiner Zeit von 49,68 Sekunden als Dritter des Vorlaufs ohne Mühe in den Halbfinal, der für 20:47 Uhr geplant war, ein.
Erster EM-Titel für Noè Ponti über 100 Meter Lagen
Vor dem Halbfinal über 100 Meter Schmetterling stand für Ponti jedoch der Final über 100 Meter Lagen auf dem Programm, wo er einen weiteren Glanzpunkt setzte. Der Tessiner sicherte sich in 50,52 Sekunden nicht nur Gold, sondern stellte dabei auch einen Championship Record auf. Der Sieg fiel jedoch hauchdünn aus - nur eine Hundertstel trennte ihn vom Franzosen Maxime Grousset.
Noè zeigte sich nach dem Rennen glücklich und zugleich erleichtert. Das Rennen sei extrem knapp gewesen, doch er habe bis zum Anschlag gekämpft. Auf die dramatischen letzten Meter angesprochen, meinte er, man dürfe in diesem Moment schlicht nicht denken: "Kopf runter! Du darfst nicht denken. Wenn du denkst, verlierst du!" Mit diesem Sieg holte er sich seinen ersten EM-Titel über 100 m Lagen und unterstrich eindrücklich seine Vielseitigkeit und Klasse.
Noe PONTI of Switzerland competes in the Men's 100m Butterfly Heats during the 23rd European Aquatics Short Course Swimming Championships in Lublin, Poland, Thursday, Dec. 4, 2025. (Photo by Patrick B. Kraemer / MAGICPBK)
Sein Trainer Massimo Meloni zeigte sich nach dem zweiten EM-Titel seines Schützlings sichtbar erleichtert und zugleich beeindruckt vom Nervenspiel dieses Finals. Von der Tribüne aus habe man die Spannung deutlich gespürt, meinte der Schweizer Nationaltrainer, denn schon im Voraus sei klar gewesen, dass das Duell zwischen Noè Ponti und Maxime Grousset extrem eng werden würde. Rückblickend auf frühere knappe Rennen zwischen den beiden verwies er auf den Wettkampf in Singapur, wo Ponti die Goldmedaille um einen ähnlich winzigen Abstand verpasst hatte. Dieses Mal sei das Glück auf ihrer Seite gewesen.
Finalqualifikation über 100 Meter Schmetterling
Im Halbfinal über die 100 Meter Schmetterling konnte sich der frisch gebackenen Europameister eindrücklich die Spitzenposition sichern. Mit 48,82 Sekunden setzte er die schnellste Zeit des Feldes und bestätigte seine starke Form nur wenige Stunden nach seinem EM-Titel über 100 Meter Lagen. Auf den letzten 25 Metern zog Noè das Tempo deutlich an und liess die Konkurrenz hinter sich. Auf Position zwei folgte Maxime Grousset.
Noè selbst sah das Rennen jedoch pragmatisch. "Wichtig war, ins Finale zu kommen. 48.8 ist normal. Morgen wird es wieder ich und Maxime sein. Es wird Spass machen." Auch der Halbfinal-Sieg habe für ihn psychologisch keine besondere Bedeutung gehabt. Entscheidend sei einzig der Finaleinzug gewesen.
Morgen wird er nun erstmals einen freien Morgen haben. "Ich schlafe aus und gehe dann etwas schwimmen", sagte er schmunzelnd. Im Final am Abend kommt es dann erneut zum hochkarätigen Duell zwischen Noè und Maxime Grousset.
Gaia RASMUSSEN of Switzerland competes in the Women’s 100m Butterfly Heats during the 23rd European Aquatics Short Course Swimming Championships in Lublin, Poland, Thursday, Dec. 4, 2025. (Photo by Patrick B. Kraemer / MAGICPBK)
Im Vorlauf der Damen zeigte Gaia Rasmussen einen soliden Auftritt und belegte in 59.48 Sekunden den 21. Platz. Die junge Genferin konnte dabei bis auf neun Hundertstel an ihre Bestzeit heranschwimmen - ein weiteres Zeichen ihrer stetigen Entwicklung auf internationalem Niveau. Gaia wirkte nach dem Rennen zufrieden. Sie schilderte, dass sie sich im Wasser gut gefühlt habe und sogar das Potenzial für eine leicht schnellere Zeit gesehen hätte. Gleichzeitig betonte sie, wie wertvoll die zunehmende Routine sei. Sie sei mittelweile weniger gestresst und könne mit der ganzen Situation vor Ort besser umgehen. Dennoch sei alles noch immer neu für sie. Sie schwimmt erst seit rund drei Jahren wettkampfmässig und hat seither eine unglaubliche Entwicklung durchgemacht. Ihre Vergangenheit im Artistic Swimming bezeichnete beispielsweise im Bezug auf das Wassergefühl als Vorteil. Dennoch gebe es einige Bereiche wie technische Elemente oder im Kraftaufbau, in den en sie weiter zulegen wolle und müsse. Im internationalen Vergleich falle ihr auf, wie physisch stark die Konkurrenz auftrete. Dies fehle es ihr noch ein wenig. Mit ihrer positiven Einstellung und klaren Selbsteinschätzung bereits direkt nach dem Rennen zeigt Gaia, dass sie weiterhin auf dem richtigen Weg ist, und dass ihre Entwicklung noch längst nicht abgeschlossen ist.
Gian-Luca GARTMANN of Switzerland competes in the Men's 200m Breaststroke Heats during the 23rd European Aquatics Short Course Swimming Championships in Lublin, Poland, Thursday, Dec. 4, 2025. (Photo by Patrick B. Kraemer / MAGICPBK)
Gian-Luca Gartmann kehrte nach einer hartnäckigen Erkältung ins Wettkampfbecken zurück und absolvierte seine 200 m Brust in 2:09.37 Minuten, was ihm den 36. Platz einbrachte. Auch wenn die Zeit nicht an seine Bestmarken heranreichte, zeigte er sich mit dem Renngefühl zufrieden und wertete den Einsatz als wichtigen Schritt in Richtung seines Hauptrennens, den 200 m Lagen. Das Resultat bestätigte ihm, dass der Trainingsweg trotz gesundheitlicher Unterbrechung stimmt. "Es hat sich eigentlich ziemlich gut angefühlt. Vielleicht hatte ich am Anfang ein wenig zu viel Respekt, aber insgesamt war es sehr gut. Keine Bestzeit, klar, aber ich weiss, dass es funktioniert und dass wir so weitermachen können." Der Einsatz liefert wertvolle Erkenntnisse für die kommenden Aufgaben und zeigt, dass Gartmann nach seiner Erkrankung wieder solide Wettkampfqualität abrufen kann.
Angelina Patt verpasst Halbfinal denkbar knapp
Angelina Patt zeigte im Rennen über 100 m Rücken eine engagierte Leistung und belegte in 59,79 Sekunden den 18. Platz. Damit verpasste sie den Einzug ins Halbfinale als erste Reserveschwimmerin um lediglich acht Hundertstel denkbar knapp. Patt zeigte sich nach dem Rennen ehrlich und selbstkritisch. Sie habe von Beginn weg nicht das gewünschte Tempo gefunden, was sich im weiteren Rennverlauf bemerkbar gemacht habe. Zudem spüre sie jeweils klar den Unterschied zwischen Morgen- und Abendleistungen. "Es war eigentlich das Ziel, ins Halbfinale zu kommen. Aber es war von Anfang an zu langsam, und dann hat es nicht mehr geklappt." Trotz der verpassten Halbfinalqualifikation blickt sie zuversichtlich nach vorne. Die kommenden Disziplinen, insbesondere die 50 m Rücken am Samstag, über die sie den Schweizer Rekord hält, zählen zu ihren Paradedisziplinen.
Vanna DJAKOVIC of Switzerland reacts after competing in the Women’s 800m Freestyle Heats during the 23rd European Aquatics Short Course Swimming Championships in Lublin, Poland, Thursday, Dec. 4, 2025. (Photo by Patrick B. Kraemer / MAGICPBK)
Flavio Bucca erreichte über 100 m Rücken in 53.46 Sekunden den 36. Platz. Nach seinem starken Auftritt über 200 m Rücken, wo er sich für das Halbfinale qualifiziert hatte, blieb er auf der halben Distanz hinter seinen eigenen Erwartungen. Die Zeit lag rund eine Sekunde über seiner Bestmarke. Flavio erklärte nach dem Rennen, dass er schon während des Laufs gemerkt habe, dass entscheidende Elemente nicht optimal funktionierten. Die erste Bahn sei ihm nicht wie gewohnt aufgegangen, und auch die Unterwasser-Kicks hätten nicht ihr übliches Niveau erreicht. Besonders die zweite Rennhälfte fiel im Vergleich zu seinen gewohnten Zwischenzeiten deutlich ab, analysierte er im Interview nachdem Rennen seine Splits. Gleichzeitig betonte er, dass er sich eigentlich in guter Form fühle - was er über 200 m Rücken bereits gezeigt habe. Trotzdem sieht er das Rennen als wertvolle Lernchance. "Ich bin enttäuscht, aber ich werde mir das Rennen anschauen und daraus lernen." Die 100 m seien für ihn zwar eher eine Zugabe zu seiner Paradedisziplin, dennoch wolle er auch dort Schritt für Schritt den Anschluss an die europäische Spitze finden.
Im letzten Rennen des heutigen Vormittags stand Vanna Djakovic über die 800 m Freistil im Einsatz. Die 19-Jährige aus Volketswil zeigte eine solide Leistung und belegte in 8:33.63 Minuten den 17. Platz. Auch wenn sie ihre Bestzeit um 7 Hundertstel knapp verfehlte, zog sie aus dem Auftritt wertvolle Erkenntnisse für ihre weiteren Rennen. Vanna zeigte sich nach dem Lauf verhalten zufrieden. Der Abstand zur persönlichen Bestmarke sei zwar nicht riesig, aber sie habe sich mehr erhofft. Gleichzeitig betonte sie, dass das Rennen am Morgen nie ganz einfach sei und die Bedingungen im schnellen Lauf eine wertvolle Erfahrung darstellten. Besonders das Tempo der Top-Athletinnen habe den Rhythmus der Bahn klar bestimmt, doch sie habe sich bewusst auf die direkte Konkurrenz neben ihr konzentriert, um ihre eigene Pace zu halten. Mit Blick auf die 1500 m Freistil, die Strecke, auf der sie den Schweizer Rekord hält, bleibt sie optimistisch. Die doppelte Distanz verlange ein anderes Renngespür. Sie ist überzeugt, dass ihr genau das auf der langen Strecke zugutekommen wird.
Noe PONTI of Switzerland celebrates after winning in a new Championships Record in the Men's 100m Individual Medley (IM) Final during the 23rd European Aquatics Short Course Swimming Championships in Lublin, Poland, Thursday, Dec. 4, 2025. (Photo by Patrick B. Kraemer / MAGICPBK)
Wir ziehen einmal mehr den Hut vor Noè und seinen Leistungen! Und gratulieren auch allen anderen Athlet:innen und dem ganzen Team zu ihren Leistungen und ihrem Einsatz!
In der morgigen Vormittagssession sind unsere Schwimmer:innen in drei Disziplinen gemeldet. Über 200 Meter Lagen werden Gaia Rasmussen und Angelina Patt, sowie Frédéric Hoigné, Julien Niederberger und Gian-Luca Gartmann am Start sein. Über 800 Meter Freistil wird Ilan Gagnebin im Einsatz stehen, während Antonio Djakovic und Tiago Behar über 100 Meter Freistil um den Einzug in den Halbfinal kämpfen.
Das Schweizer Fernsehen überträgt die Rennen live
- RSI: Heats und Finals live, kommentiert von Igor Nastic und Andrea Mangia
- SRF: Finals live, kommentiert von Tobias Gross und Jeroen Hejiers
- RTS: Unkommentiert im Stream
Informationen zur EM finden Sie auf der offiziellen Eventwebseite von European Aquatics.